
Ema ist das estnische Wort für Mutter. Ich werde es in Zukunft immer wieder als Synonym für meine Mutter benutzen.
Wie ich ja bereits erwähnt hatte weiß Ema über diesen Blog Bescheid. Nachdem ich über unsere Vorgeschichte geschrieben und sie den Beitrag gelesen hatte, hat sie mir eine lange lange Sms geschrieben und ein paar Anmerkungen gemacht, die ich hier mit euch teilen möchte. Ich hoffe euch damit die Person, die sich hinter meiner Mutter verbirgt, näher bringen zu können.
Na dann mal los:
„Den Blog habe ich mit Interesse gelesen; er ist gut geschrieben und du hebst auch im Text gut meine Problematik hervor, die bis dato anhält.“
Ich hatte in der Vorgeschichte ja davon berichtet, dass ich als junger Teenager von zu Hause ausgezogen bin. Dazu schreibt sie:
„Ich selbst kann dazu andeuten, dass ich damals froh war und dir das auch gewünscht habe, das Kindlein auch noch ausleben zu können […].Ich war sehr froh, dass diese Möglichkeit gefunden wurde. […] Diesen Weg einzuschlagen hat dir gut getan.“
Als ich das gelesen habe und auch jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, war ich doch wieder baff. Denn das ist Ema auch, selbstlos! Und egal wie groß der eigene Schmerz war, sie hat es mir gegönnt und gesehen, dass es mir gut tut! Dass es für sie selbst auch nicht leicht war, die Tochter ziehen zu lassen schreibt sie dann auch:
„Ich würde auch noch einlenken, dass die räumliche Distanz unserem Mutter-Tochter Verhältnis gut getan hat. Das waren die entscheidenden Jahre bis zum Abitur und danach ins Studium! Für mich war es damals nicht leicht, dich loszulassen, ich habe damals noch viele Gespräche [mit Betreuern (Anmerkung der Autorin)] geführt, aber ich weiß heute das war gerade zum richtigen Zeitpunkt!! Und es tat uns gut, oder?„
Ja, Mama, es tat uns wirklich gut. Denn wenn wir uns an den Wochenende gesehen haben, konnten wir die Zeit wirklich genießen. Auch, wenn es natürlich nach wie vor Reibereien gab und meine Geduld (bis heute übrigens) zu wünschen übrig lies. Aber der Druck der alltäglichen Konfrontation, Erwartungen und Enttäuschungen war raus.
Darüber hinaus hatte ich kurz über die Medikamentensituation meiner Mutter berichtet. Und hatte geschrieben, dass Ema seit 25 Jahren Medikamente einnimmt, woraufhin sie mich korrigiert hat, was ich hier gerne weitergeben möchte: Es sind 23 Jahren.
„Zum Thema Medis noch kurz – die nehme ich übrigens seit 23 Jahren, nicht 25, also die Antidepressiva. Ich wünsche mir mir jedenfalls einmal ganz ohne Medis auszukommen. Vielleicht erlebe ich das ja noch. Naja, wäre schön.“
Ja, das wäre wirklich schön. Allerdings traue ich mich kaum auch nur zu hoffen, dass es tatsächlich irgendwann ganz ohne Medikamente gehen wird. Allein der Versuch die Dosis zu reduzieren ist schon mehrfach fehlgeschlagen.
Obwohl Ema doch recht häufig einen zerstreuten und verträumten Eindruck macht und sich oft schlecht konzentrieren kann, gibt es doch auch immer wieder Momente, in denen sie ganz „klar“ ist und ihre Meinung und Wünsche sehr deutlich kundtun kann. Diese Momente mag ich sehr! ++